Hühners Verhalten 


 
 
  
Ich finde Zwerg-Hühnern wirklich toll. Man sagt ihnen nach, dass sie die Intelligenz von Hunden und Katzen besitzen. Und ich entdecke tatsächlich immer mehr, wie klug und aufmerksam diese Tierchen sind. Oft sind es Kleinigkeiten, kurze Momente oder unerwartete Begebenheiten die mich über diese Vögel staunen lassen. Diese Situationen möchte ich hier gerne schildern.
  
 

 
 
 
Februar 2014
Ich  war im Hühnergehege und wollte meinen Haargummi richten. Ein  beigefarbiger Stoffgummi. Dieser Haargummi fiel mir auf den Boden und  ehe ich ihn wieder aufheben konnte hatte eine der Hennen ihn erbeutet  und rannte damit weg .... und ich hinter ihr her. Die anderen Hennen  schlossen sich an. Nach wenigen Augenblicken der Untersuchung erkannte  die Henne, dass dieses Ding nicht essbar ist und ließ es fallen. Eine  andere Henne pickte den Gummi auf und rannte erneut los. Schließlich  hatten sich drei Tiere davon überzeugt, dass dieses Teil nicht zu  verzehren ist. Danach ließen auch die übrigen Hennen den Haargummi  liegen und ich konnte in wieder an mich nehmen.
 
Fazit:  Ich bin zu langsam. Die Tiere lernen aus dem Verhalten der anderen und  müssen nicht alle eine eigenen Erfahrung machen, um einen Gegenstand  einschätzen zu können. Sie orientieren sich am Verhalten und der  Beurteilung der anderen Hühner.
 
 

 
 
Januar 2014
Wir  haben einen neuen jungen Hahn der noch nicht von alle Alt-Hennen  akzeptiert wird. Zum Teil ist es recht rabiat wie er sich durchsetzt und  den älteren Hennen demonstriert, dass er ab jetzt der neue Chef im  Stall ist. Heute habe ich das Federvieh zum Freigang in den Garten  gelassen. Auf der Wiese rannte der Hahn hinter einer Henne her, die er  noch nicht überzeugt hatte und die in bemerkenswert schnellem Tempo vor  ihm floh. Der Hahn kam kaum hinter ihr her. Auf ihrer Flucht rannte  diese Henne an einer Schwester des Hahns vorbei, mit der er sehr  vertraut ist. Diese Schwester packte die fliehende Henne schnell mit dem  Schnabel am Flügel und bremste sie damit aus, so dass der Hahn sie  erwischen konnte.
 
Fazit:  Die Schwester-Henne respektiert den Hahn als Anführer der Hühnerschar  und hat seine Situation erkannt. Sie hat ihm gezielt geholfen, damit er  seine Position bei einer uneinsichtigen Henne durchzusetzen kann. Hühner  gehen offenbar Bündnisse ein und helfen einander.
 
 

 
 
Dezember 2013
Zur   Zeit legt nur eine einzige Henne von unseren dreizehn. Alle anderen   sind ..... wie eine Hühnerfreundin aus Erkelenz sagte ..... im "Mauser-   und Wintermodus". Diese eine Henne sitzt brav jeden zweiten Tag im   Legenester-Stall und legt ihr Ei. Heute habe ich eine zweite Henne   beobachtet, die in diesen Stall ging, sich vor die Nische stellte in der   das andere Huhn sein Ei legte und anfing dieses fleißige Huhn immer  und  immer wieder zu hacken. Die malträtiere Henne gackerte  protestierend,  wich aber nicht von der Stelle. Nach mehreren Minuten  hörte die hackende  Henne auf und setzte sich selber in ein leeres  Legenest, allerdings  ohne ein Ei zu produzieren.
 
Fazit:   ..... unter den Hühnern gibt es auch richtige Mistviehcher? Vielleicht   dachte die freche Henne auch, dass diese eine Nische besonders gut   geeignet ist und wollte selber hinein. Somit hat sie versucht das andere   Huhn zu verscheuchen. Und nachdem sie keinen Erfolg hatte, suchte sie   sich eine andere Stelle.
 
 

 
 
November 2013
Wir   haben neben unseren Zwerg-Hühnern auch noch zwei große Hunde. Einer   dieser beiden Hunde lag heute ruhig und entspannt vor dem Zaun des   Geheges und sah sich die Hühner an. Oskar, Lilli und Greta, standen auf   der anderen Seite des Zauns und sahen sich ihrerseits den Hund an. Der   Abstand betrug etwa 40 cm. Die drei Junghühner wirkten etwas   verunsichert aber dennoch überaus neugierig. Sie kamen immer wieder ein   Stückchen näher an den Zaun, reckten die Hälse und beobachteten mit   großen Augen. Sobald der Hund sich leicht bewegte wichen sie ein Stück   zurück. Wenn er still lag kamen sie wieder bis ganz nah an den Zaun. Für   die Althennen sind die Hunde vertraut und nicht mehr spektakulär. Für   unsere drei neuen Hühner scheint ein Hund eine aufregende Sache zu  sein.
 
Fazit:   Die Hühner haben den Hund als anderes Lebewesen erkannt. Sie konnten   ihn offenbar nicht einschätzen, zeigten aber deutliche Neugierde. Eine   Begegnung der dritten Art :)
 
 

 
 
November 2013
Seit   wenigen Tagen sind zwei Junghennen neu im Althennengehege. Die beiden   wissen noch nicht so genau wo sie die Nacht verbringen sollen. Daher   sind sie fälschlicher Weise einmal in den Legestall gegangen um dort zu   schlafen. Diesen habe ich am folgenden Abend zu gemacht, damit sie in   den eigentlichen Hauptstall gehen. Das hat eine der beiden dazu   veranlasst sich am Legestall an einer Übergangsstelle durch den Zaun zu   quetschen, wohl in der Hoffnung so doch in den Legestall hinein zu   gelangen. Das Resultat war aber, dass diese Junghenne nun außerhalb des   Geheges war und nicht mir zurück fand. Sie lief kläglich schreiend am   Zaun auf und ab und suchte eine Lücke um ins Gehege zurück zu kommen.   Die zweite Junghenne ging nicht in den Stall zum Schlafen, obwohl es   schon dunkel wurde. Statt dessen lief sie parallel mit der ausgesperrten   Henne am Zaun auf und ab und klagte ebenfalls. Als ich kam um den  Stall  zu schließen, nahm ich beide auf den Arm und brachte sie in den  Stall  in dem sie übernachten konnten.
 
Fazit:   Die beiden Jungehennen hängen so aneinander, dass sie beieinander   bleiben, auch wenn dass für eine der beiden einen Nachteil zur Folge   hat. Die Bindung zwischen zwei Hühnern kann also offenbar recht eng   sein.
 
 

 
 
November 2013
Ich   hatte neulich Walburga auf dem Arm. Sie ließ sich ruhig kraulen und   schloss dabei die Augen. Ich habe mich mit ihr hingehockt, weil das für   mich bequemer war. Winifred kam zu uns und beobachtete uns einige   Augenblicke sehr aufmerksam. Sie kam immer näher und hüpfte schließlich   auf mein Bein, so dass sie unter meinem Arm zu sitzen kam. Sie  drängelte  ihren Kopf unter meinen Arm und kroch näher an meinen Körper  heran.  Dann hackte sie einmal nach Walburga. Ich fing an sie ebenfalls  zu  kraulen. Danach huckelte sie sich auf meinem Bein zusammen und ließ   Walburga in Ruhe.
 
Fazit:   Winifred suchte meine sehr direkte Nähe um gestreichelt zu werden. Sie   bedrängen und hacken andere Hühner um sie zu vertreiben. Hühner können   eifersüchtig sein.
 
 

 
 
Oktober 2013
Meine   Hühner standen heute alle zusammen am Törchen des Geheges und haben   mich erwartet. Als ich das Gehege betrat, hefteten sie sich an meine   Fersen und verfolgten mich regelrecht. Ich ging zu den beiden kleinen   Ställen und stellte fest, dass die Futterraufen leer gefressen waren.   Meine Hühner liefen zu den Raufen, wohl in der Erwartung, dass ich sie   wieder auffülle. Ich verließ das Gehege wieder und holte Hühnerfutter in   dem üblichen Eimer den ich dafür immer benutze. Als ich mit diesem   Eimer ins Gehege zurück kam war das Gerenne groß und die Hennen   tummelten sich an und auf den Futterraufen, so dass ich sie kaum   nachfüllen konnte.
 
Fazit:   Meine Damen wissen, dass ich ihnen das Futter bringe und können   aufforderndes, fast aufdringliches und bedrängendes Verhalten zeigen,   wenn sie Hunger haben und  ich nicht schnell genug bin. Sie erziehen   mich sozusagen zur Schnelligkeit ...... ganz toll.
 
 

 
 
Oktober 2013
Eine   Henne ist eigentlich ziemlich verschmust. Aber wenn ich im Gehege nach   ihr greifen möchte rennt sie weg. Setzte ich mich aber abends auf den   Gartenstuhl im Gehege ...... und sie hat Lust gekrault zu werden ......   dann fliegt sie auf die Armlehne des Stuhls, so dass ich sie  vorsichtig  nehmen und auf meinen Schoß setzten kann. Dann genießt sie  die  Streicheleinheiten offensichtlich. Sie kauert sich zusammen und  schließt  die Augen. Manchmal nestelt sie mit dem Schnabel an meiner  Kleidung so  als wolle sie mir die Federn putzen. Hat sie genug  geschmust hüpft sie  auf den Boden und geht in den Stall zum Schlafen.
 
Fazit:   Das Huhn weiß, dass ich sie kraulen kann und sie teilt mir   unmissverständlich mit wann sie das will und wann nicht. Sie passt sich   gezielt  meinem Verhalten an, um das zu erreichen was sie haben möchte.
 
   

 
 
August 2013
Die   momentanen Küken sind gerade drei Wochen alt. Es sind vier Stück und   ich  füttere sie mit allerlei Leckereien. Zum Beispiel mit Mehlwürmern   die ich immer in einem kleinen hellgrünen Porzellanschälchen serviere.   In einem kleinen blauen Gefäß ist der Gritt für die Knirpse. Dieses   blaue Töpfchen war nun verschmutzt. Darum wollte ich das hellgrüne   Mehlwurmschälchen kurz zweckentfremden, dort den Gritt hinein tun und   das blaue derweil säubern. Als nun das hellgrüne Schüsselchen in   Sichtweite der Küken kam, wurden diese ganz furchtbar aufgeregt, rannten   hin und her und waren offenbar in freudiger Erwartung auf  Mehlwürmer.   Wie groß war die Enttäuschung, als in dem Töpfchen nur kleine  Steinchen  waren. Man konnte ihnen die Verwirrung regelrecht ansehen.  Sie scharrten  und pickten in dem Schüsselchen herum ohne etwas zu  fressen. Sie sahen  mich erwartungsvoll an und suchten auch unter dem  Töpfchen nach Würmern.
 
Fazit:   Die drei Wochen alten Küken können Farben und Formen unterscheiden und   diese bestimmten Ereignissen zuordnen. Und sie können Verwirrung und   Enttäuschung zum Ausdruck bringen.
 
  

 
 
Mai 2013
Unsere   Nachbarn und Freunde beglücken unsere Hühner regelmäßig mit   Salatresten, alten Äpfel und trockenem Brot. Sie bleiben dazu am Zaun   stehen und halten die Leckereien fest, so dass die Hühner zu ihnen heran   kommen und sie ihnen aus der Hand fressen. Wenn sie in die Nähe des   Geheges kommen, rennen die Hühner schon zu ihnen hin, auch wenn sie   einmal nichts dabei haben. Die Tierchen wissen, dass sie von diesem   Menschen leckere Sachen bekommen. Diese Freunde wurden nun an einem Tag   von ihrer Tochter begleitet, die bereits ausgezogen ist und die Eltern   nur gelegentlich besucht. Die Tochter kam mit, um die Hühner zu  füttern.  Unsere Hühner  reagierten skeptisch und zurückhaltend. Sie  fraßen der  Tochter nicht aus der Hand sondern hielten sich fern.
 
Fazit:   Die Hühner kamen nicht an den Zaun, weil sie einen fremden Menschen  zur  Kenntnis nahmen, den sie offenbar nicht einordnen konnten. Hühner   können Menschen voneinander unterscheiden und bestimmten Menschen   bestimmte Geschehnisse zuordnen. Sie haben Erwartungen beim Erscheinen   bestimmter Menschen und verhalten sich dem entsprechend.
 
  

 
 
Juni 2010
Eine   unserer Hennen war so krank, dass eine Heilung nicht mehr möglich war.   Darum wollten wir sie erlösen. Mein Mann betäubte sie mit einem   gezielten Schlag auf den Kopf und köpfte sie anschließend mit einem   scharfen Beil. Das geschah in unmittelbarer Nähe zum Hühnergehege, so   dass die anderen Hennen zusehen konnten was passierte. Drei Tage lang   liefen die anderen Hühner in heller Panik vor meinem Mann weg, wenn er   auch nur in die Nähe des Geheges kamen. Mir gegenüber verhielten sie   sich dagegen vollkommen normal.
 
Fazit: Die Tiere haben   verstanden, dass eine von ihnen getötet worden war und sie wussten wer   das getan hatte. Sie haben meinen Mann wieder erkannt und hatten Angst   vor ihm. Die Hühner unterscheiden Menschen voneinander und verknüpfen   bestimmte Geschehnisse und Eigenheiten mit diesen Menschen und sie   erinnern sich an solche Menschen und Begebenheiten für mehrere Tage.
 
 
